Kris Scholz

ARBEITEN MIT DER GROßBILD KAMERA

1988 fand ich im Keller eines zum Abriss bestimmten Hauses eine Großbildkamera aus den 30er Jahren. Sie war auf ein Stahlgerüst montiert und fuhr auf 4 Rollen und hatte ein Aufnahme-Format von 30 x 40 cm; mehr als doppelt so groß wie das größte aktuelle Standardformat. Nach mehrfachen Umbauten reduzierte ich ihr Gewicht von ursprünglich 52 auf 35 kg – was sie einigermaßen "handlich" machte.

Reprokamera
Arbeiten mit der Großbildkamera

Da es 1988 in Europa nicht möglich war, Negative im Format 30 x 40 cm zu kaufen, benutzte ich das Papiernegativverfahren von Henry Fox Talbot, indem ich Baryt Papier in die Mahagoni Fimkassetten einlegte. Heutiges Barytpapier hat eine rot/ gelb Lücke, sodass diese Lichtwellen nicht auf das Negativ einwirken. Nur der blaue Bereich (des Lichts) reflektiert auf das Negativ und bewirkt die seltsamen schwarz-grauweißen Wiedergaben einzigartiger Landschaftssituationen.

Über viele Jahre nahm ich die Kamera auf meine Reisen mit. 1995 wurde sie auf einer dreiwöchigen Wanderung mit dem befreundeten Künstler Taki Kiometzis um das Ananpurna – Massiv über einen Pass von 5600 m getragen.

Die Bilder aus diesem Zyklus zeigen etwas, was unsere Augen so nicht sehen. Viele Einzelheiten lassen sich mit dem bloßen Auge finden, andere können mit der Lupe noch entdeckt werden. Aber die Bilder enthalten mehr, als sie augenblicklich preisgeben. Sie zeigen etwas, dass nur im Entschwinden präsent ist. Es sind Aufnahmen innerer Distanz, die bezeugen, dass das gänzlich Fremde immer fremd bleiben muss und nur in der Ferne existiert. Es geht um den Ort unserer Sehnsucht, den Nicht Ort also – um präzises Erfassen von dem, was uns keine Annäherung erlaubt.