Hoffnung oder Vision
Rolf Goellnitz, Huntington Beach, L.A.
Kris Scholz studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf. Er arbeitet heute als freier Künstler und lehrt als Professor für künstlerische Fotografie an der Hochschule Darmstadt. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Austellungen im In- und Ausland präsentiert und sind in einer Vielzahl von Publikationen dokumentiert. (Mehr Details auch unter www.krisscholz.com)
Die Ausstellung ‘Hoffnung oder Vision – Landschaftsentwürfe von 1990 – 2010’ im Kunstverein Siegburg führt Arbeiten aus den letzten zwanzig Jahren zusammen. Durchweg grossformatige Arbeiten (in Grössen bis zu 186 x 285cm) zeigen Landschaftsentwürfe, die Scholz auf zahlreichen Reisen in Brasilien, Südafrika, Namibia, Indien, Mocambique, Italien, Deutschland, Spanien, Österreich, Schweiz und Frankreich kreierte.
Ging es Scholz in seinen früheren Werken noch vorrangig um eine möglichst objektive Abbildung einer Wirklichkeit, sind seine Arbeiten nun von einer Bildsprache geprägt, die die Subjektivität des Betrachters und Betrachtens in den Vordergrund rückt und einen Prozess dokumentiert, der die Befreiung des Photos, vom Nimbus Wirklichkeit abzubilden, beinhaltet.
Wenn der Physiologe und Physiker Hermann von Helmholz schon 1850 schreibt: “Die Sinnesempfindungen, wie sie das Auge als farbige Fläche aufnimmt, sind für unser Bewusstsein Zeichen, deren Bedeutung verstehen zu lernen unserem Verstand überlassen ist” – Dann interessieren Scholz heute die Fragen, wie gelangen die Sinneseindrücke in den Kopf, wie definieren wir Wirklichkeit und wie überprüfen wir ihren Wahrheitsgehalt?
Ein Werkzyklus der im Pumpwerk gezeigten Arbeiten wurde auf der Basis von Papiernegativen erstellt. Dieses Material, das für andere Wellenlängen des Lichts empfindlich ist, als das menschliche Auge, zeigt in der Form schwarz / weißer Bilder, dramatisch anmutende Ergebnisse, die sich normalerweise unserer Wahrnehmung und damit unserer Wirklichkeit entziehen würden.
Ein anderes Bild (entstanden 1991) zeigt ein großes Panorama der normannischen Küstenlandschaft. Die Szenerie wirkt wie eine Modellkulisse auf der Spielzeugtrecker achtlos liegen gelassen wurden. Die Irritation ist perfekt, gelernte Maßstäbe werden quasi ad absurdum geführt.
In Scholz’ aktueller Werkreihe, die in Siegburg mit 7 Arbeiten repräsentiert ist, und in die er den Betrachter quasi symbolisch mit einbezieht, schaut der Betrachter der/den im Bild befindlichen Person(en) gewissermaßen über die Schulter – Glaubt zu“Sehen”, was sie nur selbst vielleicht sieht, erhält Zugang nach draußen und versetzt sich dabei in diese Person.
Ein uns aus der Romantik vertrautes Stilmittel, das vorrangig mit Caspar David Friedrich’s “Mönch am Meer” und seinen “Rückenbildern” assoziiert und von Scholz hier neu interpretiert und in einen veränderten Wahrnehmungskontext gestellt wird.
Dazu ein Künstler Statement:
Mir geht es nicht um Dokumentation von Wirklichkeit, ich thematisiere Ahnungen und Sehnsüchte, zeige Landschaften, die seltsam unwirklich erscheinen oder phantastische, weit auseinander liegende Situationen, die den Rezipienten irritieren, ihn an ihrem Realitätsgehalt zweifeln lassen und ihn fordern in der Folge die eigenen Vorstellungsbilder zu überprüfen.
Man kann also durchaus sagen, dass Scholz in seinen Landschaftsentwürfen anbietet, Reflektion und Interpretation der Außenlandschaft als Mittel zur Darstellung der eigenen inneren Welt und umgekehrt einzusetzen und den Betrachter in der Folge zur eigenen Standortbestimmung auffordert.